Focus online, 3. Februar 2017
DIe Physiker von Friedrich Dürrenmatt
Der geniale Physiker Möbius zieht sich von der Welt in ein luxuriöses Nervensanatorium zurück, denn er weiß, dass seine Formeln in letzter Konsequenz die Zerstörung der Welt bedeuten können. Im gleichen Sanatorium sind auch zwei andere scheinbar „Irre“ eingesperrt. Unter der Maskerade verbergen sie jedoch ihre wahre Identität als zwei Vertreter eines westlichen und eines östlichen Geheimdienstes. Sie haben von den genialen physikalischen Entdeckungen Möbius‘ erfahren und wollen ihn jeweils für ihre Seite gewinnen.
Dürrenmatts Komödienklassiker spielt zur Zeit des atomaren Wettrüstens und beschäftigt sich mit wichtigen ethischen Fragen, z.B. nach der Verantwortlichkeit der Wissenschaftler vor dem Hintergrund der Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit.
Regisseurin Katharina Ramser nimmt das Publikum mit auf eine Reise in die Welt des
Wahnsinns, in der die Grenzen verschwimmen. Anfangs sehen wir eine eher heitere Groteske, in der sich die scheinbar Gesunden ähnlich verhalten wie die „verrückten“ Insassen der Anstalt. Im Laufe des Stücks klären sich die Verhältnisse und jetzt werden die Fragen nach der Verantwortung der Wissenschaft und die möglichen Folgen ihrer Erkenntnisse diskutiert. Das Bühnenbild von Stefanie Liniger, ein schräg abgeknickter Parkettboden im 70er-Jahre-Muster, bietet den Schauspielern viele teils akrobatische Spielmöglichkeiten. Hannelore Bähr glänzt als schrille Anstaltsärztin, und die vermeintlich geistesgestörten Insassen, dargestellt von Rainer Furch Daniel Mutlu und Manuel Klein lassen die Inszenierung zu einem unterhaltsamen Theaterabend werden.