NYMPHEN
Nymphen gehören zu den schillerndsten und faszinierendsten weiblichen Wesen der griechischen Mythologie. Als personifizierte Naturkräfte stehen sie zwischen den Göttern und den Menschen – und werden ihrer ewigen Jugend und überirdischen Schönheit wegen von beiden Seiten gleichermassen begehrt.
Trotz ihrer mystischen Verbindung zur Natur wurden die Nymphen so in vielen klassischen Sagen zur Projektionsfläche für ungestillte Wünsche und sexuelle Fantasien. Ein hochaktuelles Thema in einer Gesellschaft, die sich zunehmend in urbanisierten Lebensräumen bewegt und in der Schönheit und Jugend längst zum Körperkult verkommen sind. Schönheit als ästhetische Grösse, als gesellschaftliche Norm gab es schon immer. Die Nymphen galten in der Antike als Inbegriff der Schönheit; jedoch nicht nur in Bezug auf Weiblichkeit; indem sie die Natur repräsentierten, war ihre Schönheit auch als eine Allegorie auf die Schönheit der Natur zu verstehen. Wie könnte eine Nymphe in einer Gesellschaft aussehen, die Schönheit nicht allegorisch versteht, sondern zum Körperkult erhebt; und sich nicht über natürliche, sondern über urbane Lebensräume definiert?
Das Künstlerkollektiv Strauss machte sich in einer begehbaren Theater-, Video- , Sound- und Rauminstallation auf die Suche nach Antworten auf diese Frage.
Sie griffen fünf klassische Nymphensagen auf und interpretierten sie neu. Kalypso, Thetis, Echo, Rusalka und Salmakis wurden damit zu heutigen Frauen. Zu Frauen, die sich in dieser Welt nicht zurecht finden, Frauen, die ihren Körper verkaufen, Frauen, die sich in der virtuellen Welt ein alter Ego schaffen, Frauen, die gegen ihre Einsamkeit ankämpfen.
Tagsüber waren die Geschichten in einer begehbaren, multimedialen Rauminstallation erlebbar, abends wurden die Räume von Schauspielerinnen, Performerinnen und Tänzerinnen belebt. In einem künstlerischen Drahtseilakt balancierten sie zwischen Antike und Gegenwart, Natur und Stadt, Schönheit und Schein.