Das Paradies
Eine kluge und schöne junge Frau stirbt während eines Afrika-Urlaubs – sie
wird von einem Korallenriff aufgeschlitzt. Ihr Freund, der Erzähler, ist
Erbe eines ebenfalls auf mysteriöse Weise ums Leben gekommenen Schweizer
Unternehmers. Er gerät wegen einer grossen Menge Dollars in seinem Gepäck in
Verdacht. Interpol kann die Identität der Toten nicht bestätigen; beerdigt
wird eine schöne Unbekannte. Ihr Tod ist fortan die einzige Gewissheit, die
der Mann hat.
Rückblickend macht er sich auf die Suche nach dem Phantom
seiner Liebe. Aber mit dem Fortgang der Erzählung wird das afrikanische
Paradies immer bedrohlicher: Das Wetter spielt verrückt, Krankheiten
schwächen das Liebespaar, politische Unruhen erschweren den Aufenthalt. Die
Fiktion bekommt Risse, die Erzählkonstruktion löst sich auf. Unter der
exotischen Oberfläche lauert der Autor Guibert – seine Erfahrungen mit dem
Tod, seine Erkrankung an Aids. In einer beispiellosen Verknüpfung von Form
und Inhalt reflektiert der als literarische Überraschung 1992 posthum
erschienene Text Zerfallsprozesse und Auflösungserscheinungen, schildert die
Dialektik von Traum und Albtraum und rückt die unüberbrückbaren Spannungen
zwischen sogenannter Erster und Dritter Welt ins Bewusstsein.
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